Unser Ziel ist es, dass bis ins Jahr 2050 rund 50 Prozent der benötigten Heizenergie in Weinfelden aus dem Fernwärmenetz kommt.
Energie aus der KVA
Weinfelden ist in einer glücklichen Lage. Direkt vor den Toren der Stadt steht mit der KVA das grösste Kraftwerk im Kanton – und bis ins Jahr 2031 soll es von einer noch grösseren Anlage abgelöst werden. Die immensen Mengen Energie will die Technische Betriebe Weinfelden AG künftig nützen.
«Wir wollen mit der Heizenergie aus der KVA ein Fernwärmenetz in Weinfelden betreiben», sagt Michael Frick, Leiter Markt bei den Technischen Betriebe Weinfelden AG (TBW). «Unser Ziel ist es, dass bis ins Jahr 2050 rund 50 Prozent der benötigten Heizenergie in Weinfelden aus dem Fernwärmenetz kommt.»
Nachdem die Pläne für das Fernwärmenetz bei der TBW über die letzten Jahre gediehen sind, geht es nun los mit dem Projekt, in das die TBW AG in den kommenden sechs Jahren bereit ist, 23 Millionen Franken zu investieren.
Im Westen und Osten der Stadt entstehen zwei Heizzentralen (siehe blaue Punkte auf der Karte) und von dort aus beginnt das Fernwärmenetz zu wachsen. «Uns ist es wichtig, dass wir Liegenschaftsbesitzern, die ihre Heizungen ersetzen müssen, jetzt eine Lösung bieten können – teilweise schon für den kommenden Winter», sagt Michael Frick.
Bis ins Jahr 2031 und der Inbetriebnahme der neuen KVA sollte das Fernwärmenetz in Weinfelden grösstenteils gebaut sein. Bis dahin kommt die Wärme aus den beiden Heizzentralen.
Eine Technologie, viele Vorteile
Fernwärme bietet viele Vorteile für die Kunden.
«Es ist ein Rundum-Sorglos-Paket», sagt Roland Keller, Leiter Technik. «Fernwärme ist lokal produziert, CO2-neutral und im Winter und Sommer verfügbar. In den Liegenschaften braucht es keine Tanks oder Brenner mehr, lediglich einen kleinen Wärmetauscher. Die Wärmeverteilung im Haus bleibt. Es braucht aber keinen Kamin mehr, keinen Kaminfeger, keinen Motor und somit auch kaum Wartung.»
Grundsätzlich günstiger als andere Energieträger ist Fernwärme nicht. Dennoch sei auch der Preis ein Argument für Fernwärme. «Der grosse Vorteil ist der stabile Energiepreis. In der heutigen Zeit ist das ein überzeugendes Argument», sagt Michael Frick. Kostenseitig schlage bei der Fernwärme nebst dem günstigen Wärmetauscher der einmalige Anschluss an die Liegenschaft zu Buche. «Eine Investition, die sich auf die nächsten 50 Jahre hinaus rechnet.»
Die Bedeutung grosser Mengen erneuerbarer Heizenergie hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Zu Beginn waren es grosse Industrie- oder Gewerbebetriebe, die Interesse anmeldeten. So ist beim Bau der KVA vor über 25 Jahren auch die Dampfleitung zur Model AG errichtet worden.
«Die Nachfrage ist heute viel breiter. Es geht über Verwaltungen, Pensionskassen, Mehrfamilienhaus-Besitzer bis zu Einfamilienhausbesitzer», sagt Michael Frick. «Es deckt sich mit dem Ausbau der Photovoltaik. Da hatte es am Anfang auch nur die Pioniere, dann kamen die, welche es aus wirtschaftlichen Gründen gemacht haben und zum Schluss jene aus Überzeugung.» Und dieser Nachfrage will die TBW nachkommen. Als TBW sei es wichtig, auf erneuerbare Energien zu setzen, die aus der Region kommen. «In diesem Fall ist es sogar lokale Energie von der KVA.»
Michael Frick und Roland Keller am Standort der einen Heizzentrale. Durch solche gut isolierten Rohre fliesst künftig das heisse Wasser zu den Liegenschaften – die Hauptleitungen sind nochmals deutlich grösser.
TBW liefert diverse Energien
Zwei Haken haben die Fernwärme-Pläne.
Einerseits bedingt die Verlegung Bauarbeiten. Anhand der Baustelle an der Frauenfelderstrasse zeigt sich das bereits. «Es wird in den kommenden Jahren sicher jährlich drei bis vier solcher Baustellen geben auf dem Stadtgebiet», sagt Roland Keller. «Überall wo wir dran sind, werden wir aber gleichzeitig auch ältere Werkleitungen sanieren.»
Der zweite Haken ist, dass nicht alle Häuser auch in den Genuss der Fernwärme kommen. «Ein Einfamilienhaus kann mit Wärmepumpen effektiver beheizt werden. Fernwärme lohnt sich erst für Mehrfamilienhäuser und grösseren Überbauungen. Wir brauchen einen gewissen Leistungsbezug, um das Netz effizient betreiben zu können.»
Trotz der verstärkten Bestrebungen, die Fernwärme in Weinfelden zur Nummer 1 für die Komfortwärme zu machen, kappen die TBW den anderen Energieträger Gas nicht.
«Aber es ist ein Zeichen der Zeit, dass die fossilen Brennstoffe für Gebäudeheizungen passé sind», sagt Michael Frick. Ein Umstieg werde auch von Bund, Kantonen und der Bevölkerung gefordert. «Wenn ich mit Kunden spreche, gibt es sehr viele, die von fossiler Energie wegwollen. Unabhängig von den Kosten – auch wenn ihre Heizungen sogar noch gut
und länger funktionieren.»