Die Technische Betriebe Weinfelden AG schliesst die ersten Liegenschaften an der Frauenfelderstrasse ans Fernwärmenetz an.
Wir haben mit Martha Heuberger, eine der Stockwerkeigentümerinnen, darüber gesprochen, weshalb sich die Gemeinschaft für Fernwärme entschieden hat.
Frau Heuberger, wie kam es dazu, dass Sie sich für Fernwärme interessierten?
Nun, eigentlich fing alles damit an, dass wir Stockwerkeigentümerinnen und -eigentümer der Liegenschaft Frauenfelderstrasse 68 beschlossen, auf unserem Dach eine Photovoltaikanlage installieren zu lassen. Um die Zeit herum, als diese im April 2021 ans Netz angeschlossen wurde, las ich in einem Artikel, dass die Heizung des Weinfelder Rathauses ersetzt werden muss. Ich dachte mir: Unsere Heizung ist auch schon 15 Jahre alt. Wir sollten uns mit einem Ersatz beschäftigen, bevor diese plötzlich aussteigt. Eine herkömmliche Heizung wollten Sie nicht wieder installieren? Das war zu diesem Zeitpunkt noch offen. Wir diskutierten einen Heizungsersatz zuerst nur für unser Haus. Dann beschlossen wir, auch die zwei anderen Häuser unserer Überbauung in den Prozess einzubeziehen. Ihre Heizungen waren genau so alt wie unsere. Der Energieberater unserer Stadt sollte uns aufzeigen, welche Möglichkeiten für unsere Situation infrage kämen.
Sie waren sofort für Fernwärme?
Nein, (sie schmunzelt) ich war zuerst für Erdsonden-Bohrungen. Ich habe mir gedacht, wenn wir schon mit der PV-Anlage Strom produzieren, können wir den ja gleich für die Wärmepumpe nutzen. Jedenfalls haben wir im April 2022 die EigentümerInnen der anderen beiden Häuser zu einer gemeinsamen Infoveranstaltung eingeladen. Freundlicherweise stellte die TBW uns dafür ihren grossen Saal zur Verfügung – schliesslich waren es nun nicht weniger als 37 Parteien, die sich informieren wollten. Auch drei Experten der TBW waren anwesend, um Fragen zu beantworten. Der Energieberater stellte die verschiedenen Konzepte vor: heizen mit fossilen Rohstoffen, Holzheizungen, Wärmepumpen (Luft/Wasser, Sole/Wasser), Fernwärme.
Was meinten die anderen Stockwerkeigentümer?
Ein gemeinsames Vorgehen stiess bei allen auf grosses Interesse und so wurde gleich vor Ort eine Projektgruppe gegründet. Beim ersten Treffen der Gruppe wurde intensiv diskutiert und beschlossen, sich auf die beiden Lösungen «Erdsonden» und «Fernwärme» zu konzentrieren. Wir gründeten eine Kerngruppe aus vier Leuten, welche Offerten einholen sollte.
Wie ging es weiter?
Beim Thema «Erdsonden» kamen schnell Fragen auf. Vielen Unternehmen fehlte die Zeit, eine Offerte zu erstellen, da sie so viel Arbeit hatten – und dann kam auch noch der Fachkräftemangel! Ausserdem war unklar, ob Bohrungen für jedes Haus einzeln oder für die ganze Überbauung an einem Ort durchgeführt werden sollten.
Bei der Fernwärme war das anders?
Da war alles viel einfacher und wir hatten mit der TBW eine kompetente Ansprechpartnerin. Sie konnte uns klar sagen, wie hoch die Installationskosten waren – viel tiefer übrigens als bei einer Erdsonden-Heizung. Und die Kosten für den Wärmebezug würden nicht den Schwankungen am Rohstoffmarkt unterliegen. Vor allem aber fanden wir das Konzept überzeugend, Wärme zu nutzen, die hier lokal entsteht und eh anfällt, sobald die neue KVA gebaut ist.
Und was ist bis dann? Schliesslich werden die Liegenschaften voraussichtlich schon im Herbst 2024 angeschlossen.
Bis die neue KVA Wärme liefern kann, werden wir durch die TBW mit Wärme aus einer Wärmezentrale versorgt. Und bis zum Anschluss ans Netz kümmert sich die TBW sogar um die Wartung und eventuelle Reparaturen der bestehenden Gasheizungen.
Also sind Sie von Erdsondenbohrungen umgeschwenkt?
Ja! Und nicht nur ich! Bei der gemeinsamen Versammlung im Oktober 2022 stimmten alle drei Liegenschaften und 36 der 37 Stockwerkeigentümer für den Anschluss ans Fernwärmenetz.